09 Naima und die Farben der Nacht

Naima kommt nach Borgo Feliciana

Während im gemalten Wald die gemalten Tiere über den ersten Pinselstrich nachdenken, ist Naima in dem Städtchen Borgo Feliciana angekommen. Sie war es gewohnt, allein zu sein. Sie war eine Reisende zwischen den Welten – nicht im wörtlichen Sinne, sondern durch Farben, Muster und Schatten. Überall, wo sie hinkam, hinterließ sie Spuren, unsichtbare Fäden, die sich in den Erinnerungen der Menschen verfingen. Doch nie war sie lange an einem Ort geblieben.

Bis zu jener Nacht.

Der Regen fiel leise, als Naima durch Borgo Feliciana wanderte. Ihre Schritte hallten auf den Pflastersteinen wider und in der Ferne flackerten Laternen. Dann sah sie es – eine Tür, kaum sichtbar in der Dunkelheit, mit einem Zeichen darauf: eine Spirale.

Neugierig trat sie näher. Ihr Herz schlug schneller. Sie kannte dieses Symbol nicht und doch fühlte es sich vertraut an.

Sie öffnete die Tür.

Drinnen roch es nach Ölfarbe, Kreide und etwas, das an alte Geschichten erinnerte.

An den Wänden lehnten riesige Leinwände, die Gesichter von Frauen zeigten – kraftvoll, geheimnisvoll, lebendig.

Drei Frauen standen im Raum.

Die erste war Seraphina, deren dunkle Augen Naima intensiv betrachteten, als könnten sie tief in ihre Seele blicken. Ihr rotes Haar leuchtete im warmen Licht des Ateliers, und ihre Haltung strahlte eine stille, aber unbestreitbare Kraft aus.

Die zweite war Valeria, eine Frau, die sich zwischen Schatten und Mustern bewegte, als wäre sie selbst Teil eines unvollendeten Bildes. Ihr Blick war wissend, ihre Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen, als wüsste sie bereits, dass Naima hierhergehören würde.

Und dann war da Liora, die rote Muse – ein Wirbelwind aus Farben und Bewegung. Ihre Hände waren mit Kohle beschmiert, und in ihren Augen funkelte das Licht einer Idee, die noch nicht ganz geboren war.

„Du hast das Zeichen gefunden“, sagte Seraphina leise.

Naima nickte. „Es hat mich gerufen.“

Liora lachte leise und wirbelte einen Pinsel zwischen den Fingern. „Das tut es immer. Für die Richtigen.“

Liora lehnte sich an eine Staffelei, ihre feuerroten Locken fielen ihr wild ins Gesicht. Sie hielt eine kleine Geige in der Hand, strich mit den Fingern sanft über das Holz, als würde sie sie wecken.

„Du hörst es, nicht wahr?“ fragte sie und sah Naima mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen an.

Naima nickte langsam. „Die Musik? Ja. Sie ist überall.“

Liora grinste. „Dann tanze mit uns.“

Seraphina streckte eine Hand aus und zog Naima in die Mitte des Ateliers, wo der Boden von Farbflecken übersät war.

Valeria lachte herzhaft, trat aus dem Schatten und hob die Arme.

Liora setzte die Geige an ihr Kinn und als sie den ersten Ton spielte, erwachte der Raum.

Die Melodie war alt und neu zugleich – wie ein Flüstern vergangener Zeiten, wie das Echo eines Traums. Es war keine Musik zum Zuhören, es war Musik zum Fühlen.

Seraphina bewegte sich mit langsamer Eleganz, jeder ihrer Schritte war wie eine Pinselspur auf einer unsichtbaren Leinwand. Valeria wirbelte um sie herum, ihre Bewegungen fließend und voller Geheimnisse. Und Liora spielte weiter, während ihr Körper sich mit dem Rhythmus vereinte – sie war Musik, sie war Farbe, sie war Feuer.

Naima zögerte, spürte aber, dass sie ein Teil davon war. Ihre Füße fanden den Takt, ihr Körper wurde Teil der Melodie. Sie tanzte mit den anderen, sie tanzte mit dem Raum, mit den Schatten, mit den Farben an den Wänden und auf dem Boden.

Der Regen draußen verstärkte den Rhythmus, ein leiser Trommelschlag, der sich mit den Tönen der Geige vermischte.
Dann, mit einem letzten, vibrierenden Ton, verstummte die Musik.

Die vier Frauen blieben stehen, atemlos, ihre Augen glänzten in der gedämpften Dunkelheit.

Liora sah Naima an und nickte zufrieden. „Jetzt gehörst du wirklich zu uns.“

Naima lächelte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich nicht nur als Reisende zwischen Farben und Mustern.

Sie hatte ihren Platz gefunden.

Und die Nacht, voller Töne und Bewegung, war noch lange nicht vorbei.

Naima erinnert uns daran, dass wahre Zugehörigkeit nicht gefunden wird, indem wir uns anpassen, sondern indem wir unserer inneren Melodie folgen. Sie zeigt, dass der eigene Platz in der Welt nicht gesucht, sondern durch das mutige Erkennen und Tanzen der eigenen Wahrheit erschaffen wird.

Welche Melodie in dir wartet noch darauf, gehört und gelebt zu werden?

Der Weg endet hier nicht – er beginnt erst! Wohin die Reise geht? Finde es heraus. Melde dich für den Newsletter an und entdecke neue Horizonte!

Naima und die Farben der Nacht

Öl/Mixed Media auf Leinwand, 80 x 100 cm

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Sie kam nicht, um zu bleiben – sie kam, um zu erinnern.

Naima trägt die Sehnsucht der Reisenden in sich. Nicht getrieben von Flucht, sondern von der stillen Weisheit, dass jede Spur, die wir hinterlassen, eine Geschichte webt. Eine Geschichte von Farbe, Klang und Begegnung.

Ihr Blick? Wach, lauschend, träumend.
Sie erkennt Türen nicht als Grenze, sondern als Einladung.
Als Ruf, tiefer einzutreten.

Naima ist der Moment, in dem aus der Stille eine Melodie wächst.
Ihre Spirale? Ein Zeichen für Verbundenheit – für das unsichtbare Gewebe, das alle Wege, alle Seelen, alle Geschichten miteinander verwebt.

Für das Abenteuer, das erst beginnt, wenn wir wirklich ankommen – bei uns selbst.

 

 

Naima und die Farben der nacht

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